FDP in Sachsen-Anhalt
Stefan Thormann – Frank Sittas rechter Wahlkampfhelfer
Der 36-jährige gebürtige Hallenser Stefan Thormann ist antifaschistisch engagierten Personen in Sachsen-Anhalt seit vielen Jahren bekannt.
Sein jahrelanger Wohnort in der Albert-Schweitzer-Str. 54 in 06110 Halle, besser bekannt als das „Germanenhaus“ der extrem rechten Halle-Leobener Burschenschaft Germania (HLB Germania), enge Kontakte zu Kadern der „Identitären Bewegung“ (IB) und Burschenschaftlern scheinen niemanden innerhalb der sachsen-anhaltinischen FDP zu stören. Aktuell taucht Thormann, der hauptamtlich Referent für „Öffentliche Finanzen und Pressearbeit“ beim Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt e.V. ist, als Wahlkampfhelfer im Team von Frank Sitta (FDP Halle) wieder auf.
Unbestreitbar ist die Zugehörigkeit der HLB Germania zur halleschen Neonaziszene. Die pflichtschlagende Burschenschaft ist Mitglied im Waffenring Halle-Leipzig, zu dem unter anderem die extrem rechten Burschenschaften „Salamandria Dresden“, „Arminia zu Leipzig“, „Dresdensia Leipzig“ und die „Leipziger Burschenschaft Germania“ gehören.
Mitglied der extrem rechten HLB Germania
Thormann ist in der HLB Germania inkorporiert und pflegt auch nach seinem Auszug 2013 enge Kontakte zur IB, namentlich Stefan Träger, Torsten Görke und Philip Thaler. Er gehörte im Jahr 2005 zu den ersten Bewohnern des Hauses und war im selben Jahr Ansprechpartner für die „pennale Burschenschaft (pb!) Germania Halle“. Die Eröffnungsfeier des Hauses sicherte der Selbstschutz Sachsen-Anhalt (kurz SS SA) ab, welche bereits am 22. April 2000 in dem damaligen Domizil in der Wilhelm–Külz–Straße 6 ein Konzert der HLB absicherten. Damals anwesend war neben dem damaligen NPD-Landesvorsitzender von Sachsen-Anhalt Steffen Hupka auch der Blood & Honour-Aktivist Sven Liebich, welcher zu dem Zeitpunkt den Neonaziladen „The Last Resort“ neueröffnet hatte.
Thormann hatte entscheidenen Einfluss auf die Entwicklung und Konstituierung der HLB Germania. So veranstaltete die Burschenschaft im Februar 2006 gemeinsam mit dem „Institut für Staatspolitik“ (IfS) ein Seminar mit dem Titel „Marburger Diskurs – Perspektiven einer konservativen Politik“. Referenten waren unter anderem Götz Kubitschek und Felix Menzel („Blaue Narzisse“). Im Oktober 2006 fand das 1. „Mitteldeutsche Colloquium“ mit dem Geschichtsrevisionsten Dr. Olaf Rose (u.a. seit 2015 Bundesvorstand der NPD) zu dessen Buch „Die Geheimakte Hess“ statt. Thormann war mindestens im Wintersemester 2006/07 Sprecher der Burschenschaft. Auch in den folgenden Jahren fanden immer wieder extrem rechte Veranstaltungen in der Germania statt.
2010 veröffentlichte das Internetportal nonazisinhalle.tk den Artikel „Neonazifreunde im Kampf gegen Rechtsextremismus“ 1. Während es in dem Artikel vor allem um das damalige Stadtratsmitglied Roland Hildebrandt (CDU/JU), sowie den LAP-Mitarbeiter Torsten Heinrich Pyka (CDU/JU) und ihre enge Kontakte zur extrem rechten Szene ging, wurde auch ein Bild aus der HLB Germania veröffentlicht, welches Hildebrandt (links im Bild) und Pyka (rechts im Bild) auf einer Party im Burschenschaftshaus zeigt. Außerdem mit auf dem Bild – Stefan Thormann (rotes T-Shirt). Am 01. Dezember 2012, ein halbes Jahr vor Thormanns Auszug, sprach z.B. der Generalbundesanwalt a.D. Alexander von Stahl (FDP) zum Thema „Liberal geht auch national“.
Kleiner Funfact am Rande: Auch seine „Thor Steinar“-Kleidung bestellte Thormann in die HLB Germania, wie Dank des „Thor Steinar Leaks“ bekannt wurde.
Unter seinen damaligen Mitbewohnern befinden sich Personen wie
- Felix Menzel (2005-2009), Herausgeber und Redakteuer des neurechten Magazins „Blaue Narzisse“
- Torsten Görke (2008 – ca. 2014), Anti-Antifa-Aktivist, ehemals „Junge Nationaldemokraten“ (JN) Salzlandkreis und seit 2015 Aktivist der IB. Zuletzt auffällig geworden ist Görke durch seine Teilnahme an „Defend Europe“.
- Thore Stein (2011-2013), welcher 2008 aus dem RCDS Bonn herausflog, weil er zeitgleich Teil der „Raczeks Bonn“ war.
- Tim Ballschuh (2011-2012) 2 – ehem. Pressesprecher „pB! Germania Staßfurt“, ehem. Mitglied der JN, enge Kontakte zu Thomas Bartsch (ehem. Stützpunktleiter JN Salzlandkreis), Teilnahme 2008 „Grillen gegen Dummheit“ in der JN Geschäftstelle Bernburg
Außerdem inkorporiert in der HLB Germania sind u.a.:
- Michael Schäfer (NPD Harz, JN, KKK, Wernigeröder Aktionsfront, bei IB Harz gesehen, inzwischen „Ein Prozent für unser Land“ 3)
- Michael Weidnitzer (DVU, RCDS, Republikaner, Stura-Skandal)
- RA Christian Stünkel (Kanzlei in Jena, einige Neonazis verteidigt, u.a. Markus Großmann bei Angriff auf Antifas 2006)
- RA Sven Reinsperger (Kanzlei in Halle, auf ihn hlb-germania.de registriert, verteidigte u.a. Witschel bei Angriff auf Antifas 2006)
Trotz seiner Kontakte in die rechte Szene war Stefan Thormann 2013 bis 2015 Kreisgeschäftsführer der FDP Halle, Schatzmeister der Jungen Liberalen Sachsen Anhalt und Geschäftsführer der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker Sachsen-Anhalt e.V.. Aktuell arbeitet er im Wahlkampfteam von Frank Sitta mit. Dass Sitta dabei in der Facebookfreundesliste von Thormann direkt neben aktiven Mitgliedern von Kontrakultur Halle wie Clemens Hauser, Jan Scharf oder Maximilian Stilling (Facebook-Name „Max Rachner“) aufzufinden ist, hat ihn bisher nicht gestört. Auch aktuelle Bewohner der Germania finden sich – Skarthe-Sven Stein, Marvin Sonnek und Markus Roßkopf bilden neben Hauser und Scharf die aktuelle Generation. Mit Philip Stein und „Johann Schmidt“ (Michael Schäfer, ehemaliger Landesvorsitzender der JN Sachsen-Anhalt) finden sich Kontakte zur „Ein Prozent für unser Land“-Kampagne. Außerdem auffällig sind Kontakte zu Torsten Görke (bereits erwähnt) und zur Neonazi-Aktivistin Julia Thomä (FB-Name „Julia ausm Norden“)4 5). Mit John Hoewer (FB-Name „Fritz Oberland“) und Michael Volker Schuster (FB-Name „Wolf Schuster“) finden sich außerdem zwei AfD-Fraktionsreferenten in der Freundesliste von Thormann, die zuletzt in Magdeburg eine Burschenschaft für Neonazis aufgebaut haben 6.
Kontakte in die extrem rechte Szene – kein Einzelfall
Erst im Juni diesen Jahres war bekannt geworden, dass der hallesche CDU-Bundestagskandidat Christoph Bernstiel Kontakte zur extrem rechten „Kontrakultur Halle“ pflegt. Im Jahr 2016 organisierte er für die Verbindung „Fridericiana Halle“ ein Stiftungsfest zusammen mit dem „Kontrakultur Halle“-Mitglied Till-Lucas Wessels 7. Sowohl Bernstiel als auch Wessels sind Mitglieder der „Fridericiana“ und die fakultativ schlagende Verbindung ist ebenfalls Mitglied im Waffenring Halle-Leipzig. In einem eilig lancierten Artikel behauptetet Bernstiel, dass in der „(…) Fridericiana ein Ausschlussverfahren gegen die betreffende Person in Gang gesetzt worden (…) sei. In einem Artikel vom gleichen Tag behauptet Bernstiel allerdings, dass die „(…) hallesche Studentenverbindung „Sängerschaft Fridericiana“, in der auch der CDU-Bundestagskandidat Christoph Bernstiel Mitglied ist, (…) ein mutmaßlich rechtes Mitglied zeitweise ausgeschlossen (hat). Der Ausschluss habe bereits Ende Mai stattgefunden.“ 8 Ob der Ausschluss tatsächlich stattgefunden hat, bleibt also weiter unklar, genauso wie die Frage, warum ein extrem rechtes Mitglied der „Kontrakultur Halle“ nur „zeitweise“ ausgeschlossen wurde. Zum gemeinsamen Waffenring der Verbindung „Fridericiana“ mit anderen extrem rechten Burschenschaften äußerte sich Bernstiel bis heute nicht.
Referenzen
↑1 | https://de.indymedia.org/2010/05/281640.shtml |
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↑2 | https://lsa-rechtsaussen.net/brauner-bodensatz-fuer-berlin/ |
↑3 | https://fuxenrot.noblogs.org/post/2017/09/21/delegitimierung-der-demokratie-durch-faschisten-und-mogliche-gegenstrategien/ |
↑4 | https://www.bnr.de/category/stichworte/julia-thomae |
↑5 | http://ino.blogsport.de/2014/01/15/rostock-nazi-aktivistin-julia-thomae-an-universitaet-geoutet/ |
↑6 | https://lsa-rechtsaussen.net/magdeburg-neues-zentrum-fuer-neonazi-burschenschafter/ |
↑7 | http://www.mz-web.de/halle-saale/kontakte-in-die-rechte-szene–linke-attackieren-cdu-spitzenmann-christoph-bernstiel-26267950 |
↑8 | http://www.mz-web.de/halle-saale/nach-streit-mit-cdu-bundestagskandidat-verbindung-schliesst-rechtes-mitglied-aus-27988596 |
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