Frank Marchl, der SV Halle, das Unisportzentrum und die Kontrakultur
Boxen für Gewalt

Andreas Karsten (l.), Mario Müller (2.v.l.) und Frank Marchl (2.v.r.)

Die Verbindung zwischen Kampfsport und rechter Szene ist nichts Neues, spätestens seit der Wehrsportgruppe Hoffmann ist die problematische Verbindung beider Bereiche bundesweit bekannt. Während vor einigen Jahren noch versucht wurde, die Zusammenhänge zwischen rechter Szene und lokalen Kampfsportzentren möglichst gut zu verschleiern, reichen heute ein paar Klicks auf Facebook und engagiertes Googlen, um die Vernetzung aufzuzeigen. Bisher stand in Halle vor allem der Verein La Familia in der Kritik. Zuletzt wurde im April 2018 darauf hingewiesen, dass der Verein mit Martin Bissinger nicht nur einen langjährigen Kader der neonazistischen Kleinstpartei III. Weg als Trainer führt, sondern dieser auch bis heute als Sympathisant von Kontrakultur Halle Verbindungen in die rechte Szene hat1.  Dennoch darf er weiter bei Wettkämpfen für den Verein antreten und neuerdings die Kindertrainings geben, obwohl eine glaubhafte und konsequente Abkehr von der rechten Szene nicht zu erkennen ist. Weniger bekannt und bisher kein Gegenstand öffentlicher Berichterstattung ist ein weiterer Trainer mit Verbindungen in die rechte Szene – Frank Marchl.

Frank Marchl (links) und Andreas Karsten (4.v.l) beim SV Halle

Auf der Facebookseite von Frank Marchl finden sich einige einschlägige Verweise zu seinen extrem rechten Schützlingen, etwa mehrere Fotos mit durchgeschwitzten, athletischen Männern, die motiviert nach dem Training für die Kamera posieren. Stolz kniet Marchl mit seinen Jungs im Ring, dahinter ein Banner mit der Aufschrift „Boxen statt Gewalt“. Einer der jungen Sportler auf den Bildern ist Andreas Karsten, Mitglied von Kontrakultur Halle. Er gehörte zu einer Gruppe von „Identitären“, welche im Sommer 2017 bewaffnet Studierende in der Harzmensa bedrohte2 und stand wegen des Vorwurfs der Nötigung vor Gericht, weil er einen Studierenden im Anschluss an eine Aktion der Rechten auf dem Marktplatz in Halle aus einer Straßenbahnen zerrte3. Immer wieder tritt Karsten gewaltbereit und aggressiv auf, so zeigt ein Video von der Buchmesse 2018 in Leipzig, wie er Teilnehmer der Gegenproteste des Antaios Verlag körperlich anging4.

Doch nicht nur Andreas Karsten gehört zu Marchls Schützlingen, sondern auch Dorian Schubert und Mario Alexander Müller von Kontrakultur Halle finden sich auf Bildern. Mario Alexander Müller ist bereits mehrfach wegen Körperverletzungsdelikten rechtskräftig verurteilt5, Dorian Schubert stand ebenfalls bereits wegen ähnlichen Anklagen vor Gericht (z. B. in Lörrach wegen eines Angriffs gegen Linke 6 ), posiert aber im Studio vor dem Hintergrund „Boxen statt Gewalt“ mit einer Gummipuppe (Foto). Auf Müller und Schubert dürfte in nächster Zeit ein Verfahren wegen eines Angriffs auf Polizeibeamte zukommen7.

Dorian Schubert in den Räumen des SV Halle

Frank Marchl lässt jedoch nicht nur gewaltbereite extreme Rechte in seinen Kursen trainieren, sondern unterstützt Kontrakultur Halle auch mit privaten Trainingseinheiten für die Gruppe. So zeigen im Nachgang auf der Facebookseite von Kontrakultur Halle veröffentlichte Bilder eine Trainingseinheit vom 7. April 2018 welche eindeutig in den Räumlichkeiten des SV Halle am Kreuzvorwerk in Halle stattfand.

 

 

Laut Internetseite des SV Halle8 finden am Wochenende keine offiziellen Trainingeinheiten statt, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Frank Marchl an mindestens diesem Samstag dort ein exklusives Training für Kontrakultur Halle gegeben hat. In einem Kommentar auf der Facebookseite von Ein Prozent für Unser Land beschreibt er sich selbst als „euer Trainer Frank“9.

Doch nicht nur seine Verbindungen zu Kontrakultur Halle sind offensichtlich, sondern auch seine rechten und rassistischen Einstellungen. Unter einem Posting der lokalen halleschen Nachrichtenseite Du bist Halle zu einer symbolischen Aktion der Kinder- und Jugendstiftung Outlaw, bei welcher ein nachgestelltes Flüchtlingsboot an der halleschen Würfelwiese anlegte, veröffentlichte Marchel folgenden Kommentar: 

Auf seiner Facebookseite finden sich neben vielen anderen Sachen auch Bilder, auf denen er in jungen Jahren den Hitlergruß zeigt10 oder sich in „Volksverräter“ – Rhetorik und mit vielen Ausrufezeichen – an Angela Merkel wendet11. Marchl macht auch im persönlichen Gespräch mit Studierenden keinen Hehl aus seinem Hang zur rechten Ideologie – so prahlte er vor zwei Studenten mit einer Anzeige wegen Volksverhetzung und sieht die Notwendigkeit des Boxsports heute insbesondere darin, junge deutsche Frauen gegen männliche Migranten zu wappnen.

 

Frank Marchl trainiert jedoch nicht nur Mitglieder von Kontrakultur Halle, sondern auch fünf Einführungs- und Fortgeschrittenenkurse Boxen des Universitätssportzentrums Halle12. Die hallesche Universität cofinanziert somit das Training der Schläger, die ihre Studierenden angreifen.

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