Andy Knape mit neuem Namen
Neonazi mit Zugriff auf sensible Daten

Andy Knape heißt jetzt Hoffmann

Nach dem letzten Aufmarsch der neonazistischen „Initiative gegen das Vergessen“ in Magdeburg im Januar 2015 zog sich Andy Knape weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Obwohl er weiter auf extrem rechten Aufmärschen zu sehen ist, kann er unter seinem neuen Namen Andy Hoffmann Karriere machen. Sein Arbeitgeber, der Personaldienstleister Randstad, beförderte ihn trotz Kenntnis der neonazistischen Umtriebe zum Niederlassungsleiter, wodurch er Zugriff auf eine große Menge sensibler Daten erhält.

Viele der aktivistisch orientierten Neonazis befinden sich im jungen Erwachsenenalter. Während bei ihnen die Tätigkeit in faschistischen Partei- und Kameradschaftsstrukturen großen Raum einnimmt, spielen Fragen bezüglich des zukünftigen persönlichen Lebens in der von ihnen abgelehnten bestehenden Gesellschaft eine kleinere Rolle. Das ändert sich bei vielen mit dem Näherrücken bzw. Überschreiten des dreißigsten Lebensjahres. Bei der Wahl, die eigenen reaktionären Ansichten zu Gunsten der bürgerlichen Existenz hinten anzustellen oder aber weiterhin aktivistisch aber wirtschaftlich prekär unterwegs zu sein, entscheiden sich die meisten für ersteres.

Ähnlich ist es bei dem Magdeburger Neonazi Andy Knape. Der 34-Jährige kommt ursprünglich aus dem Magdeburger Kameradschaftsspektrum um die Kameradschaft Festungsstadt und wurde später in NPD und deren Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) aktiv. Ab 2008 war er Landesvorsitzender der JN in Sachsen-Anhalt und ab 2011 Beisitzer im Bundesvorstand der NPD. Im Jahr 2012 wurde Knape Bundesvorsitzender der JN. Mehrfach kandidierte er erfolglos bei Stadtrats- und Landtagswahlen für die NPD. Parallel organisierte er mit der Initiative gegen des Vergessen den jährlichen Neonaziaufmarsch anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg.

Ab 2011 übernahm Andy Knape, der vorher auch für den neonazistischen Selbst-Schutz Sachsen-Anhalt („SS/SA“) aktiv war, die Verantwortung für den parteiinternen Ordnungsdienst. Zudem verfügt Knape, der sich schon mehrfach, unter anderem wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten musste, über Kontakte in rechte Hooligankreise.
Ab 2009 machte er an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie einen Abschluss im Bereich Personalmanagement (VWA) und war zwischenzeitlich im Einzelhandel tätig. Von 2012 bis 2014 beschäftigte ihn die sächsischen Landtagsfraktion der NPD als Technischen Mitarbeiter.

Knape / Hoffmann mit SS-Tattoo im Sommerurlaub | Foto: Screenshot facebook

Schon nach der Niederlage bei der Landtagswahl 2011, bei der die NPD knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, zeigten sich bei der faschistischen Partei in Sachsen-Anhalt deutliche Auflösungserscheinungen. Als die „Nationaldemokratischen“ dann 2014 auch den Wiedereinzug in den Sächsischen Landtag verpassten, verließen neben Knape verschiedene andere Kader wie beispielsweise Michael Schäfer die Partei.
Nun bemühte sich Knape, auf der Suche nach einem anderen Job, die Legende des normalen BWL-Absolventen Andy zu stricken. Eine eigene Webseite zur Imagepflege und frische Profile in sozialen Netzwerken erzählten eine andere Geschichte über ihn, als die sonst im Web verfügbaren Seiten, auf denen über seine Neonaziaktivitäten berichtet wird.

Andy Knape mit NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke

In dieser Zeit flüchteten unter anderem wegen des Krieges in Syrien mehr Menschen nach Deutschland und rassistische Bewegungen inklusive der sogenannten Neue Rechten gewannen an Bedeutung. PEGIDA etablierte sich, die AfD wurde größer, die Identitäre Bewegung bekam viel Aufmerksamkeit und auch ultrareaktionäre Burschenschaften hatten Zulauf. In das Netzwerk dieser Akteure zog es auch ehemalige JN-Weggefährten Knapes wie Michael Schäfer und Julian Monaco. Knape selbst wurde etwa am 22. Dezember 2014 bei PEGIDA in Dresden und am 17. Juni 2017 beim Aufmarsch der „Identitären Bewegung“ in Berlin, gemeinsam mit den Veltener NPD-Stadtvertreter Robert Wolinksi, gesehen. Der letzte bekannte Naziaufmarsch, an dem Knape als Organisator mit der Initiative gegen das Vergessen beteiligt war, fand am 16. Januar 2015 statt.

Andy Knape / Hoffmann, Robert Wolinksi (markiert, links) und Tino Steg (rechts) beim Aufmarsch der Identitären Bewegung am 17. Juni 2017 in Berlin | Foto: Presseservice Rathenow

Seitdem hielt er sich auffällig mit öffentlichen politischen Aktivitäten zurück und konzentrierte sich offenbar auf seine Karriere. Am 15. Februar 2019 besuchte er dann den neonazistischen sogenannten Trauermarsch in Dresden. Begleitet wurde er dabei von diversen Weggefährten aus seiner Zeit bei der Kameradschaft Festungsstadt Magdeburg und der JN Magdeburg, darunter z.B. Sascha Braumann (früher bei Blood&Honour aktiv) und Christian Schwidder. Zudem nahmen an dem Aufmarsch Freunde und Kameraden Knapes aus dem Umfeld der neonazistischen Hooliganszene teil.

Andy Knape / Hoffmann beim Neonaziaufmarsch am 15. Februar 2019 in Dresden | Foto: Paul Hanewacker


Schon seit einiger Zeit war Andy Knape unter seinem neuen Namen Andy Hoffmann als Berater beim Zeitarbeitsunternehmen Randstad in Haldensleben beschäftigt und hatte damit Zugriff auf persönliche Daten einer großen Anzahl an Beschäftigten, unter denen sich z.B. auch viele Geflüchtete und ausländische Studierende befinden. Auf eine Anfrage von lsa-rechtsaussen in Folge von Knapes Teilnahme am Neonaziaufmarsch in Dresden antwortete das Unternehmen nur ausweichend. Mitarbeiter würden „für den sorgsamen Umgang mit dem Thema [Datenschutz] sensibilisiert“. Im Januar 2020 wurde Knape / Hoffmann schließlich sogar zum Leiter der Randstad-Niederlassung in Haldensleben befördert, in voller Kenntnis seiner neonazistischen Aktivitäten. Das Verhalten des Unternehmens steht insbesondere auch im krassen Widerspruch zu einem im November 2019 auf der Firmen-Webseite veröffentlichten Statement gegen rechtes Gedankengut1.

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