AfD-Mann Andreas Kühn
Der Kandidat und die Wehrmacht

Andreas Kühn im Vorstand des AfD-Kreisverbands Börde

UPDATE: Die AfD hat die Direktkandidatur von Andreas Kühn, offiziell im Zusammenhang mit parteiinternen Querelen, zurückgezogen.

Die internen Streitigkeiten in der AfD Sachsen-Anhalt führen dazu, dass Amtsenthebungen, Neuwahlen und Kandidatenaustausch auf der Tagesordnung stehen. Der Landesvorstand hat die Nominierung von drei Bundestagskandidaten aufgehoben, welche von der Parteibasis aufgestellt worden waren. Es handelt sich um Armin Friese (Bundestags-Wahlkreis Harz), Wolfgang Rehfeld (Börde – Jerichower Land) und Kay-Uwe Ziegler (Anhalt). Gegen alle drei lägen Beweise vor, dass sie sich an einer Verschwörung gegen den Vorstand beteiligt hätten.

Als Ersatzkandidat für Wolfgang Rehfeld wurde nun Andreas Kühn aus Osterweddingen aufgestellt, ein bisher kaum bekanntes Parteimitglied, das im Kreisverband Börde das Amt des Schatzmeisters innehat1 und als Versicherungsfachmann für die R + V –Versicherung in Magdeburg tätig ist2. Bisher trat er nur auf dem Parteitag im März in Badeborn öffentlich in Erscheinung, bei dem er sich als Spitzenkandidat für Sachsen-Anhalt für die Bundestagswahl bewarb. Diese Wahl verlor Kühn deutlich an Martin Reichardt3.

„Da ist das klassische Bürgertum, wie es zum Beispiel der gescheiterte Spitzenkandidat Andreas Kühn verkörpert. Rechtskonservativ, mit anständigen Umgangsformen und einer sachlichen Diskussionskultur.“ – So beschrieb damals der Mitteldeutsche Rundfunk den gescheiterten Kandidaten nach dem Parteitag4.
Wie bröckelig die bürgerlich-biedere Fassade des Versicherungsfachmanns ist, erschließt sich erst nach dem zweiten Blick auf sein Facebook-Profil. Eine offizielle Politiker-Fanseite lässt sicht bisher nicht finden. Stattdessen stößt man auf ein privates Profil mit einem unscharfen Profilfoto, auf dem sich keine öffentlichen Postings erkennen lassen5. Was allerdings für alle öffentlich einsehbar ist, sind seine Likes: So lassen sich u.a. die obligatorischen AfD-Fanseiten, die R+V-Versicherung und diverse Restaurants und Firmen in Magdeburg und Osterweddingen finden.
Neben Fanpages wie einer bei extrem Rechten besonders beliebten Klamottenmarke „Erik & Sons“6 wird auch auf zahlreiche Seiten, die sich mit der Wehrmacht beschäftigen, verwiesen.

 

Auf diesen Facebookseiten mit Namen wie „Die deutsche Luftwaffe“, „Die deutsche Panzerwaffe“, „German Awards 1939-45“ werden Fotos aus der Zeit des 2. Weltkrieges gepostet. Ein beträchtlicher Teil der Follower kommentiert dazu mit Bildern von Hakenkreuze, SS-Runen und Lobeshymnen auf Kriegsverbrechern.

Und auch Bundestagsdirektkandidat Kühn lässt sich zu mehr als grenzwertigen Kommentaren hinreißen. So kommentiert er unter ein Bild eines deutschen U-Bootes, das gegen Ende des Krieges vom Stapel lief: „[..] fabelhaftes Stück deutscher Technik. Leider auch zu spät.“  – also ein eindeutiges Bedauern, dass mit dieser Technik der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte. Auch die Versenkung des deutschen Kriegsschiffes Tirpitz bedauert er mit den Worten „Schade dass dieses Schiff all seine Trümpfe nicht ausspielen konnte“ – was mindestens bedeutet, dass er sich mehr Verluste auf alliierter Seite wünschen würde. Die heutigen deutschen Marinesoldaten hält er in einem anderen Kommentar im Gegensatz zur Deutschen Kriegsmarine für „degenerierte Leute“.

Auch bei den Bildern die Kühn liked, offenbart sich mehr als nur eine merkwürdige Vorliebe für alte Soldatenfotos. So markierte er beispielsweise ein Bild von Adolf Hitler mit „Gefällt mir“. Auch Bilder von hochrangigen SS-Männern wie Michael Wittmann7 und sogar Kriegsverbrechern wie Joachim Peiper (u.a. perönlicher Adjutant von Heinrich Himmler und u.a. verantwortlich für das Malmedy-Massaker8) finden Kühns Anerkennung, selbst (oder weil?) sie mit teils zynischen Bildüberschriften wie „Happy New Year Kampfgruppe Peiper“ versehen sind.

 

Neben all den deutschen Panzern („Vorsprung durch Technik“ [sic!]), durchs Brandenburger Tor oder Prag marschierende deutsche Soldaten, gefallen Kühn sogar skurril anmutende Bilder von sogenannten Reichsflugscheiben. Dazwischen immer wieder Fotos der Seite „Nordic Beauty“ (@protectnordicbeauty), auf der Bilder „arische Mädchen“ und rassistische Platitüden veröffentlicht werden.

Mit Andreas Kühn kandidiert im Bördekreis ein 52-jähriger Versicherungsvertreter als Direktkandidat für die AfD, der seine Vorliebe für junge Blondinen im Alter seiner Tochter via Facebook-Likes genau so auslebt wie seine Affinität zu Wehrmachtspanzern, Kriegsverbrechern und NS-Propaganda-Bildchen. Dazu kommentiert er in extrem rechter Weltanschauung sein Bedauern zum Sieg der Alliierten über den deutschen Hitlerfaschismus 1945 und findet, dass Männer, die im Oktober geboren sind, die Besten sind. Ob das Weltbild des Herrn Kühn intellektuelle und politische Spitzenleistungen hervorbringen wird, sollte an dieser Stelle berechtigt bezweifelt werden.

 

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